Sprints: Letter To Self -Albumreview

Sprints credit Niamh Barry

Im noch frischen neuen Jahr sorgen Karla Chubb und ihre Truppe Sprints für ein erstes fettes Statement im Garage-Post-Punk

von Michael Thieme

Erstaunlich, wie einflussreich Konzerte sein können. Der Legende nach gründete so gut wie jede(r), der auf dem Konzert der Sex Pistols 1976 in Manchester war, anschließend inspiriert eine eigene Band oder half anderweitig, Punk-Rock in den Annalen der Rockmusik zu zementieren. Einen ähnlichen Einfluss hatte ein Gig der Londonerinnen Savages auf die Mitglieder der Dubliner Formation Sprints, welche sich nach einem Konzert der Post-Punk-Ikonen gründete und deren Debütalbum am kommenden Freitag erscheinen wird. Heiß erwartet von

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allen, die sich über die bereits in den letzten Jahren veröffentlichten EPs, Singles und Live-Aufnahmen gefreut haben oder sogar das Glück hatten, sie zum Beispiel auf dem Reeperbahn Festival zu erleben.

Selbstkritische Lyrik vor aufbrausendem Lärm

Sprints Letter To Self Cover City Slang

Das Quartett haut dabei einen dynamischen, aggressiven Sound heraus, der sich gleichermaßen in der Nachbarschaft von Idles oder Whispering Sons, den frühen Hole oder natürlich den inspirierenden Savages verorten lässt – lyrisch dominiert jedoch Karla Chubb mit ihren selbstkritischen, zweifelnden bis aufbauenden Texten das Geschehen auf eine Art und Weise, wie man sie meist von leiseren Künstler.Innen vernimmt, welche sich alleine auf der Gitarre begleiten. Als queere FLINTA*-Person, die im katholischen und häufig homophoben Irland aufwuchs, hat Chubb Erfahrungen vorzuweisen, welche sich von denen ihrer männlichen cis-Kollegen stark unterscheidet: Selbst-Akzeptanz ist hier ein schwieriger Weg, den Chubb in diesem, aus 11 Stücken bestehenden Songzyklus eindringlich beschreibt und der mit einem vorsichtig optimistischen Statement im abschließenden Titelsong endet.

Sprints in den Schuhen der Savages

Musikalische Höhepunkte gibt es dabei zuhauf – neben dem bereits vorher veröffentlichten (und hier leicht umarrangierten) „Literary Mind“ sind dies vor allem „Adore Adore Adore“ (das eine Fortführung darstellen könnte vom „Adore“ der Savages) oder „Cathedral“, das Karlas Erfahrungen mit der Kirche beschreibt. Oder „A Wreck (A Mess)“. Oder „Up And Comer“. Egal eigentlich – „Letter To Self“ ist ein vielschichtiges, mitreißendes Rock-Album geworden, dem man jede nur erdenkliche Anerkennung wünscht. So darf es 2024 gerne musikalisch weiter gehen.

„Letter To Self“ von Sprints erscheint am 05.01.2024 bei City Slang. (Beitragsbild von Niamh Barry)

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